№ 43, Dienstag, 25.09.18, Fiji - Ovalau

Heute Morgen sind wir schon um 6.30 Uhr gestartet. Da wir abends immer recht zeitig ins Bett gehen, wachen wir auch immer früh auf.
Ziel ist die kleine Insel Nananu-I-Ra, ganz im Nordosten der Hauptinsel Viti Levu. Hier wollen wir in einer Bucht ankern. Es sieht im Reiseführer nach einigen Resorts aus. Es sind 38 sm bis dort hin. Die Route ist etwas kompliziert. Überall gibt es Riffe. Hier sind aber auch einige Seezeichen nach dem Zyklon stehen geblieben. Unser Kurs führt ganz dicht an der Ostküste der Hauptinsel entlang, die hier sehr zerklüftet und auch recht steil ist. Es gibt einige, wenige Ortschaften. Alles erscheint ausgestorben. Uns begegnete kein einziges Boot.
Der Regen, der uns zu Beginn alles recht grau erscheinen ließ, ist weggezogen. Mittlerweile scheint wieder die Sonne.


№ 42, Montag, 24.09.18, Fiji - Ovalau

Um 8.30 Uhr trafen wir uns mit Boni am Strand. Er hatte uns ein Taxi bestellt, das uns dann durch eine grandiose Landschaft nach Levuka, zur ehemaligen Hauptstadt der Fidschiinseln brachte.
Die ersten Europäer kamen hier 1806, um mit Sandelholz zu handeln. In den dreißiger Jahren ließen sich hier dann Walfänger nieder. Um 1850 war die Stadt verrufen wegen ihrer Kriminalität. Um 1870 kamen dann viele Farmer und andere Siedler, so dass die Stadt auf 3000 Einwohner anwuchs.
Der hier lebende Chief verkaufte dann 1874 die Fidschiinseln an Großbritannien, das dafür seine Schulden beglich. So wurde Levuka zur Hauptstadt der Fidschiinseln. Erst 1884 zog das Parlament nach Suva auf Viti Levu um.
Eigentlich hatte ich ja eine kleine, historische Stadt mit britischen Häusern aus Stein erwartet. Levuka ähnelte jedoch mehr einer Stadt aus einem amerikanischen Western. Nur eine um 1850 gebaute Holzkirche hatte einen steinernen Turm. Die Stadt selbst wurde 1888 und 1905, sowie auch 2016 z.T. durch Zyklone zerstört. Ein anschauliches Beispiel dafür ist eine Fähre, die Zyklon Winston auf den Strand setzte.
Ein kleines Museum bot einen kleinen Einblick in die Geschichte des Landes. Ganz in der Nähe, wo wir jetzt ankern, landete im 1. Weltkrieg Graf Luckner mit einem Beiboot seines Hilfskreuzers "Seeadler". Nachdem er viele britische Schiffe versenkt hatte, ging dieses Segelschiff bei dem Atoll Naupelia (Günther hatte es besucht) verloren.  Ein Teil der Mannschaft blieb dort. Graf Luckner machte jedoch ein Beiboot klar, um damit ein anderes Schiff zu kapern, mit dem er dann seine Mission fortsetzen wollte. Da er aber keines antraf, musste er sein Vorhaben aufgrund Nahrungsmangels aufgeben Er lief hier ganz in der Nähe eine Insel an und wurde von den Briten festgenommen. Wer diese Abenteuergeschichte nicht kennt, kann sie im Buch "Der Seeteufel" nachlesen.
Dann machten wir einen Spaziergang durch die Stadt und stiegen die 199 Stufen hinauf auf einen Hügel, von dem man einen schönen Rundblick über die Stadt hat.
Bevor wir noch die nötigen Lebensmittel einkauften, besuchten wir noch das Royal Hotel, das 1904 gebaut wurde.
Schließlich brachte uns das Taxi wieder die 16 km zurück nach Rukuruku. Wir entlohnen den Taxifahrer und unseren Guide Boni, verabschiedeten uns und fuhren zurück an Bord.

Unser Dorf an unserem letzten Ankerplatz machte einen ausgesprochen miserabelen Eindruck, alles armselig, dreckig - auch wenn die Bewohner, so wie auf allen Inseln hier in der Südsee, unglaublich freundlich sind. Immer werden wir mit einem lächelnden „Bula Bula“ begrüßt, gerne mögen Sie uns die Hand schütteln, fragen , wo wir denn herkommen und dann das obligatorische „whats your name?“ Wir haben mehrfach diskutiert an Bord über die wirtschaftlichen Perspektiven dieser Inseln mit ihren freundlichen Menschen. Optimistismus können wir in dieser Debatte nicht entwickeln. Bodenschätze fehlen, industrielle Entwicklung wird es schon aufgrund der Kleinteiligkeit dieser Länder nicht geben. Auch fehlen nahegelegene Absatzmärkte. Die Fische werden von japanischen oder chinesischen Trawlern weggefangen. Landwirtschaft existiert nur als Subsistenzwirtschaft für den eigenen Bedarf. Für den Export sind die Mengen einfach zu gering und da gibts andere Länder wie Malaysia, Thailand oder Indien, die die gleichen Güter billiger, weil im industriellen Maßstab auf dem Weltmarkt herstellen können. Schließlich sind die meisten Inseln gebirgig und bieten keinen Platz für größere Felder und Anbauflächen. Tourismus als Alternative?
Wohl auch nur begrenzt und nur für wenige Inseln. Neuseeland und Australien haben zu wenig potentielle Kunden,  andere Länder sind zu weit entfernt. Anreise ist einfach zu aufwendig, Bali und Thailand sind erreichbarer und letztlich billiger für den Tourismus im größeren Maßstab. Gleichwohl sind Tourismus und die Überweisungen der in Australien und Neuseeland arbeitenden Fidjis die einzig nennenswerten Devisenbringer für diese Inseln. Immerhin sind die Mittel der UNO, der Kirchen und die anderen Gelder aus der Entwicklungshilfe nicht zu unterschätzen. Aber dauerhaft sind derartige Geschenke auch keine Lösung, lassen problematische Abhängigkeiten entstehen. Echte Perspektiven sind das nicht! Am Ende bleibt als Alternative eine gute schulische Ausbildung für die Kinder und dann Migration Richtung Neuseeland und Australien - sofern es denn genügend gute Schulen und Lehrer hier gibt. Aber auch da braucht es wieder Geld und Ressourcen, die hier nicht vorhanden sind. Irgendwie also ein abgehängtes oder verlorenes Paradies für betuchte Segler und Touristen!


№ 41, Sonntag, 23.09.18, Fiji - Ovalau

Wir liegen in der Rukuruku Bay auf der Insel Ovalau. Eigentlich wollten wir ja in die Hauptstadt Levuka an der Ostküste, die historisch sehr schön sein soll. Aber der Wind machte uns mit 5 bis 6 aus Süd einen Strich durch die Rechnung. So liegen wir jetzt nach 17 sm in dieser wunderschönen Bucht.
Heute Morgen um 5:30 Uhr wurden wir von angeheiterten Einheimischen geweckt, die hofften, bei uns etwas zu trinken zu finden. Günther entließ sie letztlich mit 4 Dosen Bier.
Da das Gas alle war, schloss Günther noch eine neue Gasflasche an. So kamen wir erst gegen 9 Uhr los. Sehr hoch am Wind liefen wir dann bei hohem Seegang nur 4 Knoten. Als wir dann noch die gereffte Fock setzten, rauschten wir mit 6 Knoten dahin.
Eine Zeitlang begleiteten uns kleine Delfine, die immer wieder aus dem Wasser sprangen.

Ovalau ist eine kleine Insel im Osten der Hauptinsel Viti Levu
Ovalau ist eine kleine Insel im Osten der Hauptinsel Viti Levu

Ja, was für ein Abenteuer.
Nach unserem Mittagsschlaf fuhren Nahmen und ich an Land. Sonntag. Wir wanderten in Ermangelung von Straßen durch die Gärten von einheimischen Häusern. Keine Menschenseele. Sogar die Hunde schliefen.
Eine landschaftlich ganz tolle Insel. Alles grün, hoch aufsteigende Hügel und tiefe Täler. Aber auch hier hatte der Zyklon Winston gewütet
Schließlich begegneten wir Boni, einem Einheimischen. Wir erklärtem ihm, ob er wüsste, wie wir morgen in die Hauptstadt kommen könnten und wo Bobo und Karin wohnen würden. Bobo und Karin hatten wir im Lonely Planet gefunden. Beiden sollen hier eine Farm betreiben, die auch Touristen beherbergt. Er führte uns dann dort hin. Karin, eine Deutsche, die vor vielen Jahren den Einheimischen Bobo geheiratet hatte und hier hängen geblieben war, sahen wir nur kurz. Bobo begrüßte uns aber ganz erfreut und führte uns dann durch seinen schönen Garten zu einem Pavillon, wo wir vier junge Deutsche trafen, die hier Urlaub machten.
Aber schon bald mussten wir weiter: Uns beim Chef der Dorfes vorstellen. Dafür muss man als Geschenk Kava mitbringen. Boni besorgte uns dann drei Portionen für 15 Fischi-Dollar (6 €). Aber für den Häuptling war es noch zu früh. So führte uns Boni in sein Haus.
Seine Frau und die drei Kinder (3, 7 und 11) kamen erst später. Er breitete eine Matte, die seine Frau gemacht hatte, aus und wir warteten. Er erzählte uns, dass es nicht einfach sei, hier im Dorf eine Familie zu ernähren. Er hat die Lizenz zum Baumfällen und geht dann in den Urwald, um Taro und andere Pflanzen zu pflücken. Außerdem würde er noch zwei Kühe und einen Ochsen besitzen. 20 Fischi-Dollar (8€) bräuchte er pro Woche, um seine Familie zu ernähren. Seine Schwester würde in der Tunfischfabrik in der Hauptstadt 170 Fischi-Dollar pro Woche bekomme, dafür aber schon morgens um 3 Uhr mit anderen auf der Ladefläche eines LKW in die Stadt fahren müssen.
Es ist ein mit Wellblech verkleidetes Häuschen mit zwei Räume. Die Küche ist in einem anderen "Schuppen", wo mit Holz gekocht wird. Licht erhält er durch eine Solarzelle. Aber es gibt fließend Wasser.
Schließlich war es Zeit zum Chief des Dorfes zu gehen. Er wartete im Versammlungshaus des Dorfes auf uns. Nach der Begrüßung bat er uns, auf dem Boden Platz zu nehmen. Wir reichten ihm das Kava, das mit Beschwörungsformeln und Klatschen angenommen wurde. Dann unterhielten wir uns noch etwas mit dem 78-jährigen und Boni begleitete uns zum Dinghi zurück. Ganz erfreut war er über eine Packung Zigaretten.
Wir verabredeten uns mit ihm für morgen um 8.30 Uhr. Er will uns in die 17 km entfernte Hauptstadt fahren und sie uns zeigen (80 Fischi-Dollar hin und zurück). Sicher erhofft er sich auch noch etwas für sich.
Solch einen Einblick in diese Dorfwelt war für mich etwas Einmaliges. Man fährt einfach an Land und erlebt ein Abenteuer.
Leider ist das Internet hier sehr schwach. Aber spätestens morgen früh in der Hauptstadt wird dieser Bericht raus gehen.

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