№ 15,  Di. 19.04.22 - So. 01.05.22

 330 sm von Picairn bis zu den Gambier Inseln liegen vor uns. Bei den guten Segeleigenschaften dieses Bootes müsste das in 2 Tagen + 10 Std. gut zu schaffen sein. Wir starteten die erste Nacht mit wunderbarem Segeln unter prallem Sternenhimmel geschmückt mit Orion und Kreuz des Südens und einer Milchstrasse, welche sich in den Wellen spiegelt. Leider bezog es sich in der zweiten Nacht, der Wind nahm auf ca. 18 kn (5 Bft.) zu und in den immer häufigeren Starkregenböen steigerte er sich auf bis zu 25 kn. So sausten wir mit 7 kn und mehr durch die Nacht...Alles viel zu schnell ! ..wir würden so im Dunklen die Riffpassage in die Gambier Lagune passieren müssen. Wir refften weiter ein und konnten uns so etwas verlangsamen, so dass wir im Hellen durch die Passage und weiter zum Ankerplatz gelangen würden. Nach französischer Ordnung sind die empfohlenen Fahrrinnen gut ausgetonnt und wenn man sich daran hält und keine Abkürzung wagt, erreicht man das Ankerfeld ohne Probleme.
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Dieses ist unerwartet voll : schicke Katamarane von der Weltumsegler - Rally und ältere Fahrtenyachten mit interessanten Leuten, die schon jahrelang unterwegs sind.

Die Gambier Inseln umschließt ein gemeinsames Korallenriff. Sie sind vulkanischen Ursprungs und ragen z.T. 500 m hoch auf. Es sind schöne, bizarre Berge, mit zum Meer sanft abfallenden, bewaldeten Hängen oder auch steilen Klippen. Von ihrer Entstehungsgeschichte her liegen sie in ihrer Entwicklung zwischen Marquesas und den Atollen der Tuamotus.

Rikitea, der Hauptort dieser Inselgruppe, hat nur ca. 600 Bewohner und ist wohl eher ein Dorf. Entsprechende dürftig ist die Versorgung. Da waren wir von Pitcairn doch sehr verwöhnt. Aber es gibt die Polzei (mit Beamten aus Frankreich) und bei denen können wir einklarieren....Und jetzt könnten wir 2 Jahre in FP bleiben.....eigentlich sehr reizvoll !

Oh, dieser Regen ! Das ist auch der Nachteil (Vorteil) der hohen Berge. Sie fangen die Wolken ein und schütteten ihre nasse Fracht über uns aus...Alles nass, nirgendwo kann man sich mehr hinsetzen, nichts trocknet mehr...sehr ungemütlich das alles. 2 Tage dauert dieses Wetter an. Schon den ersten einigermaßen trockenen Tag nutzen wir für die Wäsche. Schon in den älteren Segelfürern ist der TO - Stützpunktrepräsentant Fritz Schmack erwähnt. Er soll der einzige Mensch hier sein, der eine Warmwasserwaschmaschine hat. Also eine feste Adresse für die Segler mit ihren salzigen Klamotten. Mittlerweile ist er schon über 80 und es ist schon interessant, wenn er aus seinem Leben als Fremdenlegionär erzählt.

Mit einkaufen, Diesel tanken, Wäsche waschen, Vorsegel reparieren, aufräumen und das langsame Internet quälen (Patrick) gehen so die trockenen Tagen dahin. Es bleibt kaum Zeit für Spass und Spiel - doch: wir kniffeln !

Und nun drängelt auch noch ein Wetterfenster für die Weiterfahrt in die Welt der Atolle - zu den Tuamotus. Wir entscheiden uns am Donnerstag, 28.04. die nächste Etappe anzugehen. Ziel ist das rd. 2 Tagesreisen entfernte Atoll Hao, ein ehemaliger Versorgungsstützpunkt der Franzosen bei ihren Atomtests. Wir hoffen dort auf entsprechend gute Einkaufsmöglichkeiten und SIM - Karten...... fürs das Internet…


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№ 16,  Do. 28.04.22 - Di. 03.05.22, Ueberfahrt von den Gambier Is nach Hao...

 

 

Alles besorgt: Wasser aus einer wohlschmeckenden Quelle  (den Transport der vielen Kanister schafften wir mit Hilfe der freundlichen Leute per Anhalter);  Wäsche  gewaschen bei dem deutsche Fremdenlegionär und TO-Repräsentanten; gründlich eingekauft im Jojo-Laden (viel Nahrung und auch etwas Diesel) Salat und Pokchoi (kohl-spinatähnlich) in der „Gärrtnerei“ besorgt . Also alles fertig zur Weiterreise – wenn das Wetter nicht wär! Wir bummeln so rum und auf einmal setzt ein Regensturm ein und wir bummel ungeduldig weiter...ja, bis es etwas weniger wird; dann schnell Anker auf und durch die aufgewühlten Wellen gestampft, entlang der ausgetonnten Fahrrinne bis wir zögerlich das Vorsegel ausrollen können. Dann wird das Fahren und das Wetter wieder schön...

 

Entlang der malerischen  Berge überqueren wir den breiten, kaum wahrnehmbaren  Riffpass und sind nun auf dem Weg in das rd. 470 sm entfernte Tuamotu-Atoll HAO. Wir rechnen so mit 3,5 Tagen Segelzeit. , Mit uns segelt ein australisches Ehepaar mit ihrem schnellen Katamaran.  Die Windbedingungen sind zuerst  recht gut. Wir baumen aus sodass die Genua nicht vom Großsegel  beeinträchtigt wird und lassen uns vom Wind „schieben“ und zischen so durch den Tag (im Schnitt so mit 6 – 7 kn, bei nur 14 kn. Wind). Starke Wind- und Regenböen machen dem Spaß aber schon am 2. Tag ein Ende. Sogar die Genua müssen wir ganz einrollen. In ihr ist eine Naht aufgeplatzt. Das UV-geschädigte Garn war wohl zu spröde.  Den 3. Und 4. Tag müssen wir sogar motoren: Der Wind ist fast ganz eingeschlafen.

 

Das hat auch sein Gutes: Wir kommen erst am frühen Morgen im Hellen vor dem Pass des Atolls an. Aus dem Pass läuft das aus Süden einströmende Wasser permanent mit starker Strömung heraus. Bei  auflaufender Flut entstehen dann hohe, wirbelnde Wellen, die sogar den Versorgungsschiffen Probleme bereiten. Bei starken Winden aus südl. Richtungen soll es dann sogar mit bis zu 15 kn herausfließen..Ein Segelboot schafft es dann sowieso nicht.  Man sollte daher bei „Slackwater“, d.h. so ungefähr in der Mitte von Ebbe und Flut in solche strömenden Pässe ein- und ausfahren. ..bloß, wann ist das genau?

 

Also, wir sind da, der Pass liegt vor uns, er ist 150m breit und strömt heraus. Versuchen wir es doch mal! Vorsichtig fädeln wir in die Strömung ein, bleiben schön am Rand, hoffen auf einen Gegenstrom, kommen dem, im klaren Wasser deutlich sichtbaren, steilen Unterwasserrand des Passes näher, zögern und drehen etwas ab. Wir merken gar nicht, dass wir keine Fahrt machen. Trotz Vollgas geht es plötzlich rückwärts und das Boot ist nicht mehr zu steuern. Unvermittelt erfasst uns eine Welle, hebt das Heck an und taucht die Bugspitze tief ein. Der Ausguck vorn steht plötzlich in der Luft und kracht dann gleich nach unten in den Bugkorb, der ihn sicher aufnimmt und Halt gibt. Eine 2. Welle dreht uns nochmals um 180° und spuckt uns aus dem Strudel heraus. Wir drehen ab, fahren seitlich aus dem Pass und ankern erst einmal in Ufernähe....und besehen uns die Schäden, welche die Macht des Wassers angerichtet hat. Einer der Aufhänge Arme (Davids) des Segelbootes wurde grob angefasst, verbogen und aus seiner stählernen Halterung gerissen. Das Boot hängt halb im Wasser. Es scheint nix zu fehlen, alles war angebunden  - außer leider das Steckschwert der Segeldinghis. Unsere elektronische Ausrüstung hat die Wassermassen überstanden – bis auf ein Notebook und das Iridium Go. Unwesentlich und eigentlich nur ärgerlich ist das Durcheinander und die Überflutungen unter Deck. Hätten wir doch die Luken gut verschlossen!  

 

Wir  räumen auf und warten ca. 3 Std - dann müsste es eigentlich Slackwater  sein - und starten erneut. Den gleichen Weg auf der rechten Seite, etwas näher am Ufer, brummen wir langsam vorwärts immer  auf das große, grüne Seezeichen zu -  immer bereit, wieder abzudrehen.  Stück um Stück kommen wir näher und näher und erreichen endlich das ruhige Wasser im Inneren des Atolls. Nach erholsamen 8 sm durch die Lagune ankern wir dann endlich vor dem Hauptort mit Post, Gendarmerie, Bürgermeisteramt und Hafenkai. Alles da für einen schönen Aufenthalt.

 

Wir sind die einzigen Segler hier. Der australische Katamaran hat es wohl nicht geschafft, durch den Pass zu kommen. Später erfahren wir, dass er sich auf den Weg zu den Marquesas gemacht hat, um dort irgendwelche Reparaturen ausführen zu lassen.

 

Wir werden hier in Hao erst einmal eine längere Erholungspause einlegen und wieder alles richten und aufräumen. Die gerade eingetroffenen Versorgungsschiffe versorgen die paar Läden wieder mit Ware. Und wir gleiten in einen Kaufrausch: Baguettes, frisches Gemüse, SIM-Karten. James ersteht sogar eine Lammschulter und bereitet sie im Backofen lecker zu !

 

Am 2. Tag bekommen wir nette dänische Nachbarn. 10 Leute auf einem Katamaran...+ Hund! Es gibt viel zu erzählen und auszutauschen. Besonders wichtig, deren Segelanweisungen für die Durchfahrt durch solche Pässe und die bessere Bestimmung der Slacktide. Damit sollte nun alles klar sein mit den Passdurchfahrten.

 

Während sich das Notebook mit dem Kartenwerk (wir haben dafür natürlich auch mehrfachen Ersatz) im „Reisbad“ wieder erholt, bleibt das Iridium leblos. So wird es bis auf Weiteres keine Trackverfolgung geben können.