№ 18, Di. 01.10.19 bis Fr. 04.10.19, Pentecost, Vanuatu

Ich hatte ja schon einen Tag verlängert. Aber nun muß es mal weiter gehen. Es ist ja nicht weit bis nach Loltong, einer schönen Bucht am Nordende von Pentecost. Der große Wind blieb aus und so war der Sprung über die Meerenge schnell geschafft (12,2 sm in 2, 5 std).
Am Nachmittag gehe ich an Land, wo mich schon Mathew erwartet. Er betreibt den Yachtclub schon in der 3. Generation. Yachtclub meint Restaurant, Treffpunkt und Gästeempfang. In vorbereiteter Rede werde ich begrüßt und in die Gepflogenheiten und Sitten eingeführt. Danach macht er mit mir einen Spaziergag durch das Dorf. Jedermann (Mann) wird begrüßt. Namen werden ausgetauscht und nach dem allgemeinen Befinden erkundigt, man schüttelt Hände und ich erzähle von der Reise. Danach bin ich Teil der Dorfgemeinschaft. Auch um meine Wünsche noch Brot und Diesel kümmert sich Mathew. Brot wird extra für mich gebacken (morgen um 8:00 abholen !) und der kleine Kümo wird morgen Diesel bringen ! Das wird ein ereignisreicher Tag werden.

0h, frisches Brot ! Dafür bin ich gern pünktlich. Es duftet und ist sogar noch etwas warm ! Über wie wenig kann man sich freuen!
Und auch der Frachter ist da. Ich schaue mit dem Fernglas: viel Baumaterial, zahlreiche Säcke Reis und div. Pakete werden ausgeladen und auch 3 Fässer Sprit. Hoffentlich ist in einem auch Diesel. Ja, auch Diesel ist dabei ! Drei Kanister will ich füllen lassen. Mit der Handpumpe geht es in eine 2 Liter -  Glasflasche (1 Flasche = 500 Vatu = ca 4 € !); und dann in den Kanister (10 X = voll). Aber ich bin froh, ohne Sorgen weiter dieseln zu können.

Am Nachmittag stehen der Besuch der "Mistery Höhle" und Dinner im Yachtclub an. Betty führt mich und erzählt in dem Vanuatu- Erzählstil vom Geheimnis dieser kleinen und liebevoll ausgestalteten Höhle. Ein alter Mann, unsichtbar und doch da, eine Schlange und ein Hahn (den Mathew totgeschlagen haben soll) und eigenartge Steine, die das Wetter machen sollen. Aber auch, daß man auf der Insel hier mit den fein geflochtenen Matten bezahlen kann und daß es 1000 Vatu kostet (ca. 8€).

Dinner mi Yacht Club. Ich bin der einzige Gast. Mathew kocht und seine Adoptivkinder (seine Schwester starb) haben in der Schule frei bekommen um zu helfen und zu lernen. Man begrüßt mich mit einem Blumenschmuck um den Hals und dann beginnt da Fest: 8 Gänge "local food„ hat Mathew gezaubert.  Alles gekocht auf offenem Holzfeuer ! Ich bin überwältigt und würde mindestens einen Michelin-Stern vergeben. Und das alles für 18€ ! Schade, daß nur wenige Gäste - meist Yachties -  diesen rel. abgelegenen Ort besuchen.

Ich, der einzige Gast...
Ich, der einzige Gast...

Nicht nur für's Essen, auch für den Hausbau werden nur lokale Materialien verwendet. Hat man beim Chief die Erlaubnis erhalten, an dem gewählten Platz sein Haus zu errichten, pflanzt man erst einmal kleine Bäume, die dann 4 Jahre später die Pfosten und die Dachkonstruktion bilden werden. Für das Fundament nimmt nun die Steine vor Ort und füllt das Innere mit Erde zum Ausgleich (darauf kommt dann nicht lokaler Zement -  wenn dann Geld da ist). Die Wände bilden dann aus gespaltenem Bambus geflochtene Panele. Für die Dachdeckung verwendet man die Blätter einer bestimmten Palme (nicht Kokos ) die etwa fester und dauerhafter sind. Daraus fertigt man wie beim Reetdach entsprechende Elemente, die man dann auf den Dachlatten aus Bambus festbindet. Alles luftig, elastisch und einfach - und ohne Architekt und Statiker. Nach einem Cyclon muß man aber vielleicht von vorn anfangen.


Und weiter geht 's : Ziel ist die Waterfall Bay. Wasserfälle gibt es zahlreich und sind immer ein Erlebnis.
18 sm gegenan mit Großsegel als Stütze und nervigem Gebrumm.. aber ich habe ja wieder Diesel satt. Der Ankerplatz ist ziemlich offen und es schaukelt gewaltig. Aber was macht man nicht alles für ein frisch gebackenes Brot. Schüler der High Shool, die am WE das Schulgelände verlassen dürfen, zeigen mir den Weg zum Laden: alles zu! "Der Bäcker wohnt da vorn". Und siehe da, freundlich und hilfsbereit, wie die Leute hier so sind, geht der Bäcker mit mir zurück zur Backstube, schließt auf und da sind sie! 40 bis 50 Kastenweißbrote für die Schule. Heute eines weniger😁. Natürlich geht das alles nicht ohne "What's your name? Where do you live? Do you have children ? Where is your wife?" ... und Hände schütteln.
Nächste Station: einer von den 3 Wasserfällen. 2 Schülerinnen der 11. Klasse trauen sich und fragen mich aus. Und zeigen mir den Weg. Offensichtlich gibt es doch öfter Besucher. Aber heute habe ich den gepflegten Weg und den Wasserfall selbst ganz für mich allein. 0h, ich liebe Süßwasser !
Nach so tollen Erlebnissen nehme ich die Schaukelei doch gern in Kauf.


Nachmittags: Besuch an Bord. Größere Kinder aus dem gegenüber liegenden Dorf schwimmen heran. Wilde, lebhafte Kerle fragen höflich ob sie an Bord kommen dürfen. Ich zögere und winke sie dann doch heran. Ein Strahlen geht über ihre Gesichter und Schwupp sind sie vorn am Bugkorb ... Ein Foto und dann: jeder zeigt, was er kann. Oh was für eine Gaudi ! Und  jeder bedankt sich ... wilde Kerle eben

Leider gibt es hier keinen Landdivingtower mehr zu sehen. Er ist schon abgebrochen und jedes Jahr wird ein Neuer errichtet. Am nächsten Ankerplatz soll es noch einen geben. Und auch sein Telefon soll man dort auffüllen können; morgen dann.

Erst 20 Uhr an Bord. Noch 1 Std. bis zur " Sailors Midnight". Also Zeit, Beethoven zu hören und noch etwas zu schreiben.
Bis zu diesen, weitaus ruhigeren Ankerplatz waren es nur 8 sm. Da lohnte es noch nicht einmal, das Segel zu setzen.
Langsam wird auch das Ankern einhand zur Routine: Beiboot mit dem Flaschenzug anheben, seitlich auf der Reeling ablegen, Ankerkette schon mal an Deck auslegen, Anker frei machen; Ankerplatz umrunden und ausloten, ihn anfahren, Boot ausrichten, Maschine leicht rückwärts, nach vorn eilen, Anker fallen lassen, zurück eilen, Maschine stoppen, nach vorn eilen und Kette beobachten und Länge stecken....und fest, Motor aus .... Ankerbier 😆.
Ich bin ja früh genug hier angekommen, Zeit noch an Land zu fahren. Natürlich läuft das Klarmachen des Beibootes ähnlich eingeübt. Das Anlanden ist aber immer ein kleines Abenteuer, gleich neben dem Kiesestrand - schlecht für den Dinghiboden - verläuft die Inselstraße. Hier ist ohne Allrad nichts zu machen. Niemand zu sehen; alle zum Mittagsschlaf. Ein Wagen kommt und hält und ich mache mich mit dem Fahrer wie üblich bekannt und frage dann, nach dem Telefon- Top Up. "Oh, ich fahre dich zu meinen Shop, da geht das". Mal wieder Glück gehabt. Nun habe ich wieder ausreichend Datenvolumen im Handy.
Die Frage noch einem solchen Sprungturm beantwortet er mit: "0k, den hier haben wir schon abgebaut aber im Nachbarort gibt es noch einen. Ich kann dich ja auch hinfahren„ -  Pause - "1000 Vatu". Es ist schon eine längere Fahrt und ohne Allrad geht halt nix und ein Segler ist nie gut zu Fuß.
Wie praktisch: der Verantwortliche für den Tower ist sein Vater; der ist aber nicht da .-. aber Mama macht das schon (1000 Vatu). Gleich neben den Dorf ist der Sprunghügel, auf dem der Turm errichtet wurde. Das Urteil als Bauingenieur unterdrücke ich und staune, daß man sich überhaupt traut, dort hochzuklettern; geschweige, sich mit Lianen an den Füßen hinunter zu stürzen, mit den Haaren den aufgelockerten Boden zu berühren und nicht zu sterben.
Man sollte sich das Spektakel, das nur in den Monaten April, Mai und Juni stattfindet, bei YouTube mal anschauen und mit dem Kopf schütteln. Interessant ist auch die Hintergrund - Geschichte warum man das macht. Sicher auch im Internet nachzulesen.