№ 14, Do. 19.09.19, Ambae, Vanuatu

Liebe Freunde der Bora (und des Kapitäns?😁).
Nun segel ich die treue Bora ganz allein weiter. Raquel mußte unser gemeinsames Projekt leider verlassen. Unmittelbar noch dem Festival wurde sie sehr krank und auch ein 3-maliger Krankenhausaufenthalt ergab keine Besserung. So ist es besser, daß sie schnellstmöglichst nachhause fliegt in ein Land, das wohl medizininsch bessere Voraussetzungen hat, schade, aber das ist wohl die beste Lösung.
Zeitmäßig waren wir ja schon mächtig in Verzug, sodaß wir die Philippinen nur unter sehr großen Anstrengungen ( 50 sm / Tag !) bis zu meinem Rückflug geschafft hätten. Einen Plan B hatten wir (ich) uns ja  schon ausgedacht: ab nach Süden über Neu Kaledonien nach Neu Seeland (NZ). Aber,....

Gestern feierten wir Abschied - ich hatte herrliches Steak und sie sozusagen nix (es blieb nix drin und das schon seit 3 Wochen !)

Alles Gute liebe Raquel und baldige Genesung ! Wir bleiben in Verbindung, denn das Handy ist immer parat- auch bei Tisch.
Aber schade, daß es nicht geklappt hat, denn wer gibt schon gern auf, wenn so viele mitlesen.


In der langen Zeit des Wartens und als sich die Trennung abzeichnete, war ich nicht untätig und habe die Adressen der damaligen Borabewerber aktiviert und mein damaliges Angebot, die Bora günstig geschenkt zu bekommen erneuert. Und siehe da, es antwortete eine begeisterte und überglückliche junge Familie aus Christchurch.

Diese glückliche Familie aus Neuseeland wird die BORA übernehmen...
Diese glückliche Familie aus Neuseeland wird die BORA übernehmen...

Und heute wurde der "deal" fix. Der Papa (Pete) ein Flugzeugtechniker und Feuerwehrmann und Segler seit seiner Jugend fliegt an 6. November nach Port Vila und wir werden dann die gute, alte Bora nach NZ überführen (ca 1000 sm).
Neben einer kleinen Kostenbeteiligung an den Werftkosten in der vergangenen Saison kommt hinzu :
Ich kann, wenn ich will, mir das Boot dort ausleihen und NZ ("the land of sails") vom Wasser aus erkunden. .... Wer kommt mit😀?
So könnte der ganze Traum von Gerrit und mir doch noch in Erfüllung gehen.
Bis zum November (es geht wettermäßig nicht eher) bleibt mir Zeit, dieses so wundervolle, freundliche, friedliche Vanuatu zu erleben. Leider allein - aber das ist auch eine Herausforderung . Auch in seglerischer Hinsicht.


Nun mal was Seglerisches.
Früh anfangen ist immer gut-vor allem, wenn man 50 sm vor sich hat und nur 12 Std. Licht. Aber muß man so übertreiben? Vor lauter Reisefieber stehe ich schon um 3 Uhr auf. Außenborder hoch, Beiboot hoch, Segel hoch und Anker hoch und alles allein! Um 4 Uhr brummt schon der Motor und los geht's . Vorbei an der Wasserfront von Luganville, wobei an all den mittlerweile so gut bekannten Plätzen, gegen Wind und auflaufenden Wasser schleicht sich die Bora durch die Dunkelheit. Als es richtig hell wird sind wir auf dem offenen Meer und Wind und Wellen bestimmen das Geschehen. Ein Reff in Groß und die für diesen Kurs sehr gute Stagreiterfock übernehmen die Arbeit. Und siehe, Bora kann auch Höhe laufen ! 50° zum Wind ist für mich super und mit 5,5 kn ein tolles Ergebnis (bei ca 20 kn Wind und hohen Wellen),
Ziel ist die östliche Spitze der Vulkaninsel Ambae mit zwei schönen Ankerbuchten. Wie auf der Karte zu ersehen ist, teilt die Insel die südöstliche Passatströmung und so müssen wir den letzten Teil wieder gegenan bolzen - dh. ich und der Motor. Die erste Bucht nehme ich. Und siehe da Francis mit seinem Katamaran Logic ist schon da. 2 Std. später gestartet hat er mich nach ca. 15 sm überholt. Das AIS zeigte, daß er das mit 8,8 kn konnte. Aber mehr Höhe konnte er auch nicht!

Logic auf der Überholspur
Logic auf der Überholspur
hier liegt die BORA heute am 19.09.2019
hier liegt die BORA heute am 19.09.2019

№ 15, Sa. 21.09.19 bis Mo. 23.09.19, Ambae, Vanuatu

Es war schon gut, die Einfahrt in die benachbarte Bucht Lolovai per Dinghi vorzubesichtigen. Die Ausformung lt. Karte haben Wellen und Stürme stark verändert. Eine grüne Tonne markiert den Anfang der Ruine durch jenes, der Bucht vorgelagerte Riff. Die Richtung geben die Peilmarker an Land an. So ist alles leicht am nächsten Morgen bei Flut dort einzulaufen. Immerhin hat man dabei nur 1,5m unter dem Kiel - aber das reicht ja dicke! Etwas abseits von Dorf finde ich einen malerischen und vor allem ruhigen Ankerplatz.
Das Dorf selbst erscheint doch recht ärmlich. Wichtigster Teil ist das Krankenhaus. Für leichtere Fälle mag es ja ausreichen aber wenn's komplizierter wird, verzieht man sich doch lieber nach AUS oder NZ oder gleich nachhause wie Raquel.
Die Insel selbst wird durch den Vulkan Mannro gebildet, welcher bis 1400 m über der See aufragt. 2011 brach er zuletzt aus und nahezu die ganze Bevölkerung (ca. 11000 Leute) mußten evakuiert werden. So lansam sind einige wieder zurückgekehrt und die Natur hat sich erholt. ( alles Wissen aus Wikipedia ). Aber man sieht die Spuren.
2 × fahre ich an Land, suche vergeblich Brot zu kaufen und vertrete mir die Beine und mache ein paar Fotos.


№ 16, Sa. 21.09.19 bis Do. 26.09.19, Ambae, Vanuatu

Alles nicht so einfach so als Einhandsegler ! An alles gedacht, alles vorbereitet, nichts vergessen?..-. Motor an, kleiner Vorschub, Ankerkette einholen (alles mit der Hand, denn die Elektrowinsch schafft es einfach nicht); nach unten hasten und Kette ordnen; wieder 10m einholen; runter, Kette ordnen; den Rest einholen ; erstmal an Deck lassen; Anker sichern, Kelt verstauen; Beiboot endgültig ablassen und sichern; langsame Fahrt voraus; an den Peilmarken und der grünen Tonne ausrichten und los durch die Riff Durchfahrt (minimale Tiefe Ca. 1,5 m unter den Kiel); alles klar: noch ein Windschatten :"heißt Großsegel !" ... Abbruch: Riff zu nah... neuer Ansatz: 0.k.! Fock hoch; Schoten an und loß geht die Fahrt.hoch am Wind mit 20 bis 25 kn und hohen Wellen logge ich 5 bis 7,2 kn. Da hat doch eine günstige Strömung stark geschoben! Egal, es hat richtig Laune gemacht. Und die kurze Strecke um 17sm war schon nach 3:15 h erledigt. Und der Ankerplatz ist leicht gerfunden. Auch hier: Anker und Kette vorbereiten ; Platz finden; leicht rückwärts; Anker fallen lassen; hält; Gang raus; Tiefe?; Kette geben; und fest ; Motor aus; und Ankerschluck ! ....Das war's

Am Nachmittag ist ja genug Zeit um die Gegend zu erkunden. Der kleine Wasserfall ist schon von Boot aus zu sehen und zieht magisch an : "Süßwasser! Haare waschen! " . Oh wie erfrischend! Man kann sogar durch den Wasservorhang schlüpfen und - ist im "Trockenen". So etwas habe ich nur in den Tarzan- und Akim- Comics gesehen...
Das Dorf ist nicht weit und ein Besuch beim Chief ist Pflicht. "0h, er ist nicht da. Morgen 7 Uhr ist er wohl da und dann gibt es die Erlaubnis die großen Cascaden zu besuchen und auch Brot".  Na gut!

Nach einem kurzen Besuch der Insel Maewa ankert die BORA wieder an der Insel Ambae in der Nordwestecke...
Nach einem kurzen Besuch der Insel Maewa ankert die BORA wieder an der Insel Ambae in der Nordwestecke...

Do. 26.09.19
Pünktlich noch deutscher Art - ist aber auch hier usus - bin ich da. Leider kein Brot: der Bäcker hat kein Mehl ! Aber der Chief Patrik wartet auf mich in seiner Hängematte sitzend, freut sich über meinen Besuch und beäugt misfrauuch das kleine Päckchen Kawa aus Fiji, das ich ihm mitbrachte. Kawa in Pulverform hatte er noch nie gesehen. Hier wird die Wurzel des Pfefferstrauchs durch einen Fleischwolf gedreht und mit Wasser angesetzt. Das ergibt dann diese graubraune Brühe, die man zum Feierabend und vor dem Essen einnimmt. Das macht dann entspannt und ruhig und ein bischen dizzy. Aber Auto fahren dürfe man dann noch, erklärte uns ein Polizist. - Oh Ich schweife ab!!
Jedenfalls erlaubt mir der Chief, den Wasserfall zu besuchen und besorgt nun einen Führer. Edwin führt mich - ohne ihn wäre es unmöglich, allein den Weg durch sumpfiges Gelände und durch den Dschungel zu finden.
Zusammengefaßt : eine wunderschöne Wanderung und ein faszinierender Wasserfall. Rund herum einfach toll. Die 1000 Vt (ca 8€)) die die hübsche Bellinda (Name ist Programm ), ihres Zeichens Tourismusbeauftragte, genannt hatte, waren gut angelegt. Der schönste Wasserfall den ich je gesehen habe (bisher). Die Fotos werden es beweisen.